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Geschlechtergerechte Sprache

Geschlechtergerechte Sprache

Eine geschlechtergerechte Sprache kann mithilfe geschlechtsneutraler Formulierungen, Beidnennung der Geschlechter sowie Genderstern hergestellt werden.

Ziel geschlechtergerechter Sprache ist es, die Geschlechter explizit anzusprechen und Frauen sowie queere Menschen sichtbarer zu machen. Gleichzeitig hat geschlechtergerechte Sprache einen positiven Effekt auf den Abbau von Diskriminierungen und kann aufgrund der Auseinandersetzung mit den bestehenden Geschlechterrollen langfristig die Gleichstellung der Geschlechter vorantreiben.

Geschlechtsneutrale Formulierungen

Mit der Verwendung von geschlechtsneutralen (Um-)Formulierungen können Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts vermieden werden. Wiederholungen von verschiedenen Personenbezeichnungen und Unübersichtlichkeit können so vermieden werden. Alle Personen werden angesprochen, ohne ein explizites Geschlecht zu benennen.

Beispiel Geschlechtsneutrale Formulierung
Mitarbeiter
Kollegen
Team, Mitarbeitende, Beschäftigte
Dozentin Lehrkraft, Lehrperson

Gruppenleiter
Vertreter

Gruppenleitung
Vertretung

Herausgeberin
Antragsteller

Herausgegeben von
Antrag von

Jeder, der an der Veranstaltung teilnimmt

Alle, die an der Veranstaltung teilnehmen
Wer an der Veranstaltung teilnimmt

Als Physiker hat man gute Chancen in der freien Wirtschaft. Mit einem Abschluss in Physik hat man gute Chancen in der freien Wirtschaft.

Beidnennung von Frauen und Männern

Wenn keine geschlechtsneutrale Formulierung verwendet werden kann, können mit der Beidnennung männliche und weibliche Personen explizit genannt werden. Diese Art der geschlechtergerechten Sprache kann insbesondere dann eingesetzt werden, wenn Frauen explizit sichtbar und hörbar gemacht werden sollen.

Beispiel Beidnennung

Die Präsidenten haben den Ilse-ter-Meer-Preis an die Beschäftigten der Fakultät für Maschinenbau verliehen.

Die Präsidentin und der Präsident haben den Ilse-ter-Meer-Preis an die Beschäftigten der Fakultät für Maschinenbau verliehen.

Die Vizepräsidenten Prof. Gillen und Prof. Escher übergeben den Studierenden die Urkunde.

Die Vizepräsidentin Prof. Gillen und der Vizepräsident Prof. Escher übergeben den Studierenden die Urkunde.

 

Generisches Maskulinum

Die Verwendung des generischen Maskulinums ist diskriminierend und unklar oder mehrdeutig. Studien zeigen, Sätze, die im generischen Maskulinum formuliert sind, erzeugen vor allem Bilder und Assoziationen mit Männern. Frauen und queere Menschen werden nicht oder weniger häufig mitgedacht. Zudem können Sätze im generischen Maskulinum unklare Aussagen haben, z.B. „In den Kitas fehlen Erzieher.“ Wer fehlt hier tatsächlich? Das generische Maskulinum eignet sich demnach nicht für eine geschlechtergerechte Sprache: Mitgemeint ist nicht gleich mitgedacht!


Genderstern*

Mit dem Genderstern lässt sich die Vielfalt der Geschlechter jenseits des zweigeschlechtlichen Geschlechtermodells sichtbar machen. Der Stern mit den Strahlen steht für alle möglichen Geschlechtsidentitäten. Der Genderstern ermöglicht außerdem eine kürzere Form der geschlechtergerechten Sprache, wenn es keine neutralen Formulierungen gibt. Der Stern wird zwischen der maskulinen und der femininen Wortendung platziert.

Beispiel Formulierung mit Genderstern*

Wissenschaftler
Referenten
Absolventen

Wissenschaftler*innen
Referent*innen
Absolvent*innen

Dekan Dekan*in

Hinweis: Die Verwendung des Gendersterns* kann auch die Artikel einschließen, d.h. der*die Dekan*in, kann aber im Zusammenspiel mit flektierten Adjektiven unübersichtlich werden, z.B. „ein*e erfahrene*r Teamleiter*in“. Eine Alternative dazu wäre „eine erfahrene Teamleiter*in“ oder natürlich „eine erfahrene Teamleitung“.

Wie spricht man den Genderstern*?

Der Genderstern wird sprachlich durch eine kurze Pause an der Stelle des Sterns hörbar gemacht. Zum Beispiel: „Die Mitarbeiter*Pause*innen können eine Promotionsabschlussförderung beantragen.“ Im Deutschen kennt man diesen Glottisschlag zum Beispiel aus das „Spiegel*ei“ oder „ver*eisen“ und „ver*reisen“.


Diskussionspunkte und Kritik

  • Substantivierte Partizipien

    Neutrale Formulierungen, wie Studierende oder Mitarbeitende, werden substantivierte Partizipien genannt, bei denen vor allem im Plural kein grammatikalisches Geschlecht erkennbar ist. Die Kritik besteht darin, dass diese Formulierungen formal eine im Moment stattfindende Handlung beschreibt. Sind Studierende also nur Studierende, während sie gerade tatsächlich in der Bibliothek lernen oder in der Vorlesung sitzen? Die Bedeutung von substantivierten Partizipien ist keinesfalls nur auf das gerade laufenden Geschehen bezogen. Das zeigen bekannte Begriffe wie Auszubildende, Heranwachsende oder stillende Mütter – Stillende. Sie beschreiben also entweder im Moment stattfindende oder gewöhnliche, wiederkehrende Handlungen, was auch auf Studierende, Lehrenden oder Dozierende zutrifft.

  • Barrierefreiheit

    Für viele blinde und sehbehinderte Menschen sind Kurzformen des Genderns problematisch und sollten idealerweise vermieden werden und stattdessen geschlechtsneutrale Formulierungen genutzt werden. Falls das nicht möglich ist und eine Kurzform genutzt werden soll, empfiehlt der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) den Genderstern* zu verwenden.

  • Weitere Diskussionspunkte
    • Die Formulierung Ärzt*in oder Köch*in ist beispielsweise unglücklich. Die männlichen Formen Arzt bzw. Koch werden hier nicht sichtbar. Alternativ kann hier ärztliche Fachperson/ ärztliches Fachpersonal oder Küchenpersonal genutzt oder die Beidnennung verwendet werden.
    • Bei Pluralformen, wie zum Beispiel Referent*innen, werden Singular und Plural formal gesehen miteinander vermischt. Hier kann alternativ von Referierenden oder Vortragenden gesprochen werden.

Weitere Tipps und Möglichkeiten für den Arbeitsalltag

  • Anrede

    Zur Begrüßung sowohl in Reden als auch im Schriftverkehr werden geschlechtergerechte oder neutrale Formulierungen immer geläufiger. Auf die Anrede „Frau“ oder „Herr“ wird häufig verzichtet. 

    Beispiel Alternative
    Sehr geehrter Herr Kaya Yildrim Guten Tag Kaya Yildrim
    Sehr geehrte*r Kaya Yildrim
    Sehr geehrte Damen und Herren Sehr geehrte Gäste
    Sehr geehrte Anwesende

     

  • Titel

    Um bei Abkürzungen von Titeln, wie z. B. Prof. oder Dr., Frauen explizit sichtbar zu machen, kann die hochgestellte Endung „in“ verwendet werden. Hierbei muss in Word das „in“ markiert und mit Strg+ (funktioniert teilweise nur mit der Taste +*~) hochgestellt werden. Die Verwendung des Gendersterns* ist ebenfalls möglich.

    Beispiel Alternative
    Prof. Gillen

    Prof.in Gillen

    Dr. Nguyen

    Dr.*in Nguyen

  • Pronomen

    Da man anhand des Vornamens oder des Aussehens nicht sicher auf die Geschlechtsidentität einer Person schließen kann, insbesondere in internationalen Kontexten, können in unterschiedlichen Situationen Pronomen abgefragt bzw. thematisiert werden. Wenn Sie in Ihrer E-Mail Signatur oder bei einer Vorstellungsrunde Ihre Pronomen angeben, signalisieren Sie, dass Ihnen geschlechtergerechte Sprache wichtig ist. Besonders Lehrkräfte und Führungspersonen können damit ein Vorbild sein und eine respektvolle Atmosphäre für Alle schaffen.

    E-Mail Signatur:

    Nutzen Sie Ihre Signatur, um auf Ihre gewünschten Pronomen aufmerksam zu machen. Zum Beispiel: „Meine Pronomen sind sie/ihr. Ich freue mich, wenn Sie mir mitteilen, wie Sie angesprochen werden möchten.“

    Vorstellungsrunde:

    Stellen Sie sich mit Ihren Pronomen vor. Zum Beispiel: „Hallo, ich bin Andrea Rozzi. Meine Pronomen sind er/ihm. Wir können uns gerne duzen.“

  • Keine Pronomen und Neopronomen

    Keine Pronomen

    Menschen, die sich außerhalb des zweigeschlechtlichen Systems verorten (z.B. nicht-binäre Personen) nutzen teilweise keine Pronomen. Das bedeutet, dass anstelle von Pronomen der Vorname gesetzt wird. Zum Beispiel: „Jen hat in der letzten Sitzung von der Veranstaltung berichtet. Jen sagte, es waren tolle Redner*innen dabei.“

    Neopronomen

    Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von sogenannten Neopronomen. Im Deutschen existieren noch keine etablierten geschlechtsneutralen Pronomen, deshalb werden entweder Wortschöpfungen (dey/deren, hen/hem) oder Begriffe aus anderen Sprachen genutzt (Englisch: they oder Finnisch: hän). Zum Beispiel: „Sam war beim letzten Termin nicht dabei, ich hoffe dey kann nächstes Mal wieder dabei sein.“

    Hinweis: Die meisten Personen stellen sich mit ihren bevorzugten Pronomen vor. Wenn Sie unsicher sind, welche Pronomen Sie nutzen sollen, fragen Sie einfach nach. Zum Beispiel: "Meine Pronomen sind sie/ihr. Welche Pronomen kann ich für Sie nutzen?"

  • Geschlechtergerechte Sprache im Englischen

    Auch im Englischen können geschlechtsneutrale oder geschlechtergerechte Formulierungen gewählt werden. Es besteht auch die Möglichkeit Frauen gezielt sicht- und hörbar zu machen.

    Beispiel Alternative
    chairman chairperson
    Every student has to check his email. Every student has to check their email/ his*her email/ the email.
    The Team-Mentoring-Programme for PhD students... The Team-Mentoring-Programme for female PhD students...

     

Weitere Tipps für geschlechtergerechtes Formulieren im Englischen finden Sie hier:

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